Samstag: 22.07.2006
Strecke: 7c (die Transfagarasanul),
7d (linke Seite des Sees), 7c Curtea de Arges, 73c Tigveni, Milcoiu, 7 / E81
Ramnicu Valcea, 7a Brezoi, Salistea
km: 189km / 6Std.
Heute früh quatschen wir noch recht lange und ausgiebig mit Patrik und Regina. Die beiden sind schon einige Monate unterwegs und haben auch noch einige Monate vor sich. Sie haben sich einfach eine "Auszeit" vom alltäglichen genommen und sind mit ihrem VW-Bus auf Tour gegangen. Sie haben viel zu erzählen und wir würden gerne noch bleiben, aber wir müssen beide weiter - sie nach Norden, wir nach Süden! Schade! Doch wir hoffen das sie uns auf ihrer Rückreise in die Heimat in Langenfeld besuchen werden. Wir würden uns jedenfalls freuen.
Von unserem Übernachtungsplatz am Pass bis nach "Capatanenii" im Tal fahren wir fast 3 Stunden. Das Stück Forststraße auf der linken Seeseite war recht Zeitraubend. Obwohl man vom See nicht viel zu sehen bekam war es eine schöne Strecke. Die Rumänen haben seit unserer Abfahrt vom Pass wirklich kein freies Plätzchen ausgelassen um zu picknicken. Es scheint so, als seien die Städte nun alle leer und man trifft sich am Wochenende mit Zelten auf dem "Berg". Leider sieht man nach ihrem verschwinden sehr genau, wo sie gelagert haben. Den Müll nimmt nämlich kaum einer mit....wirklich sehr schade. Den hier möchte das nächste mal bestimmt keiner mehr seine Freizeit verbringen. Oder sollten die Rumänen etwa "Müll-Junkies" sein?
In Curtea de Arges verlieren wir den Überblick über die Schilder. Wir biegen falsch ab und kehren in Baiculesti um. Wieder in Curtea de Arges stellen wir fest, das die Straße, auf der wir weiter müssten eigentlich gesperrt ist. Es steht ein Schild "Verbot der Einfahrt" dort an einem Pfahl! Wir können uns drehen und wenden wie wir wollen - wir m ü s s e n in die gesperrte Straße rein fahren. Wir fahren mit sehr gemischten Gefühlen, doch auch die Einheimischen fahren hier durch, also folgen wir denen unauffällig - es war richtig!
Kurz vor Tigveni fehlt auf einmal ein ganzer Straßenabschnitt. Weggespült
vom Fluss!! Die Wege von hier aus gehen in alle Richtungen und wir haben Mühe,
den Richtigen zu finden. Dan werden wir auch noch über Nebenstraßen bis
Milcoiu geleitet und gelangen erst hier wieder auf die Hauptstrecke 7 / E81. Von
Ramnicu Valcea aus geht's nun über die 7 weiter, bis man uns bei Jiblea Noua
wieder von der Hauptstraße wegführt.
Gegen 17.00h sind wir endlich auf der 7a in Richtung Voineasa unterwegs und
finden dort bei Saliska auf der gegenüberliegenden Fluss-Seite einen netten
Platz zum übernachten. Wenn einem schon die Gelegenheit zum Furten gegeben
wird, sollte man sie auch nutzen, selbst wenn der Fluss nicht viel Wasser
führt!
Sonntag: 23.07.2006
Strecke: 7a Brezoi, Salistea, Valea
Macesului, von hier aus nur noch "weiße Straße" Naturschutzgebiet
von Cheile Latoritei, Stausee Lacul Petrimanu, "Feldweg" zum Passul
Cumatura Oltetului (1620m)
km: 94km / 6Std. 30Min.
Wir fahren noch einmal zurück nach Brezoi um uns an der Tankstelle dort eine bessere Straßenkarte zu besorgen. Wir finden den Rumänischen Straßenatlas im Maßstab 1: 300.000 den wir schon bei Patrik und Regina gesehen hatten. Wir bezahlen 46Lei (ca.12Euro) und fahren zurück bis nach Valea Macesului. Von hier aus folgen wir dem "Off-Roadbook" von Stefan Meuwly (Südkarpaten, 12 Schottertouren / eBuch-Verlag, ISBN 3-936408-08-4, 15 Euro). Die Streckenbeschreibung von "Valea Macesului - Curmatura Oltetului" hört sich recht vielversprechend an. Anfangs sind wir sehr enttäuscht, - kommen uns doch Dutzende Pkw ohne Allrad entgegen... Aber die Gegend ist sehr schön und entschädigt für deren Anblick. Am Stausee machen wir eine kurze Pause und genießen das schöne Wetter.
Nach 30,2km / Punkt9 der Wegbeschreibung von Meuwly wird es richtig spannend! Wir befinden uns auf der Passhöhe des Curmatura Oltelului auf 1620m. Der Blick ist grandios. Leider fängt es leicht an zu regnen und wir sind etwas unschlüssig, was wir nun machen sollen. Ein hier oben stehender Pkw mit 4 Personen fährt weiter in Richtung Westen. Laut Wegbeschreibung müssen wir nun links die Steilauffahrt hinauf und dann endet die Beschreibung bei km-Stand 31,3 mit dem Hinweis: ...aber noch ein ausgedehntes Terrain für weitere Befahrungen! Wir sind neugierig und außerdem wollten wir ja gerade solche Strecken fahren, die nicht jeder fährt...(wir haben es nicht anders haben wollen...)
Als wir die Steilauffahrt hinter uns haben trauen wir unseren Augen nicht. Trotz des Regens bietet sich ein einmaliger Ausblick über eine weite Hügelkette. Weite Wiesen, saftige Hügel mit Rindern und Pferden die hier frei herum tollen. Überall sieht man wie sich schmale Striche an den Bergflanken entlang ziehen : Wege, Pfade, Wasserrinnen!!! Keine Menschenseele weit und breit! Nach einer langen Mittagspause, in der es auch aufhört zu regnen, beschließen wir diesen "Strichen" eine Zeitlang zu folgen...
Unterwegs werden wir doch tatsächlich noch von einem Pkw überholt. Deren
Insassen staunen nicht schlecht als sie uns mit dem Hano über die Bergwiesen
kriechen sehen.
Irgendwo treffen wir auf einen Metallpin, der wohl einmal so etwas wie ein
Wegweiser gewesen sein könnte. Welche Richtung nehmen wir? Egal! Irgendwo geht
es schon wieder runter... Wir treffen unterwegs noch auf 2 Schaffherden, bevor
wir oben auf einem Bergkamm stehen und in der Ferne einen Flecken im Gras
entdecken: Das kann nur eine Hütte oder etwas ähnliches sein. Da wollen wir
hin!
Nach 6 1/2 Stnden stehen wir nun bei: N45°18.273 und E023°51.415 irgendwo
auf dem Berg im Nirgendwo zwischen dem Berg La Nedei (2108m) und dem Ursului (
2123m).
Beim näher kommen stellt sich dann aber heraus, das es sich bei der
"Hütte" um ein Auto mit 4 Erwachsenen und 2 Kindern handelt, die
einen Wochenendausflug in die Berge machten und nun an einem Wasserloch
picknicken. Man staunt nicht schlecht als wir uns den steilen Weg zu ihnen hinab
arbeiten und als wir ihnen später erklären, wo wir herkommen, ist die
Verwunderung perfekt! Wir unterhalten uns mit Stephans Vater, der ein gutes englisch spricht. Er
erklärt uns, das sie oft an den Wochenenden in die Berge fahren und hier die
Nachmittage verbringen. Nein, mit Schafen hätten sie nichts zu tun, aber sie
hätten einen guten Selbstgebrannten dabei und reicht uns eine PET-Flasche mit
unklarem Inhalt. Wir riechen zuerst daran ( was ein leichtes Kichern auf der
anderen Seite hervor ruft) und trinken dann vorsichtig. Lecker! Der nächste
Schluck ist wesentlich mutiger und fällt dem entsprechend länger aus. Der
Schnaps ist mit Quellwasser auf "Trinkstärke" herunterreduziert - wird uns
erklärt. Wir lassen uns noch den weiteren Weg ins Tal beschreiben, da auf
unserer Karte keine Wege mehr verzeichnet sind. Als die beiden Familien gegen
17.30h die Rückfahrt ins Tal anstreben, werden wir noch mit
"Selbstgebrannten" und Schaffskäse versorgt. Wir hingegen können uns
nur mit einigen Dosen Bier bedanken und schmeißen den Grill an.
Abends kommt noch eine Bäuerin vorbei, die ihre Kühe für die Nacht nach Hause treibt (wo immer dieses auch ist - wir haben nichts dergleichen finden können). Ich weiß nicht, wo sie über all herum gelaufen ist, auf jeden fall hat sie bei ihrer Rückkehr eine stattliche kleine Hede zusammen.
Montag: 24.07.2006
Strecke: N45°18.273
und E023°51, Vaideeni, Horezu, Novaci, 67c
Rânca,
km: 117km / 9Std. 35Min.
Um 6.30h sind es kühle 13,5°C draußen und die ersten Kühe sind schon auf dem Weg zum "Gipfel". Wir setzen uns nach draußen und frühstücken erst einmal ganz gemütlich. Als wir einpacken, kommen einige Rindsviecher an und schubbern sich am Hano und beobachten genau was sich hier auf ihrer Weide tut. Nur wenn man die Hand ausstreckt um sie zu streicheln weichen sie zurück.
Gegen 8.00h machen wir uns auf den Weg in Tal - wo immer wir es finden
werden!
Die ersten 1,8km sind der helle Wahnsinn und wir müssen gleich 2 mal
"Straße bauen"! Dafür brauchen wir dann auch gut 2 Stunden.
Inzwischen war es schon wieder so warm geworden, das man lieber im kühlen
Schatten liegen geblieben wäre, aber das ging ja nun leider nicht.
Nach dieser Aktion ging's dann besser. Nach ca. 10km trafen wir einen Hirten,
der nicht schlecht staunte, als wir da über seine Wiese geholpert kamen. Er
bestätigte uns den weiteren Weg ins Tal und wir humpelten weiten. Im Wald
passierten wir dann eine Hütte, deren Bewohner auch sofort nach draußen
gestürmt kamen um zu sehen, was diesen Lärm veranstaltete. Wir wollten nicht
einfach so vorbei fahren und sagten kurz "Hallo" und erkundigten uns
(mehr als Entschuldigung für die Ruhestörung) nochmals nach dem Weg - es gab
allerdings auch keinen anderen....Ob wohl keiner der beiden auch nur ein Wort
deutsch oder englisch sprach, waren die Fragen recht schnell klar: Woher wir
kommen, ob wir Kinder dabei haben, warum wir den ausgerechnet hier lang fahren
und wohin wir wollten. Es war wirklich nett. Tja und der weitere Weg sei doch so
furchtbar holperig und viel zu steil für so eine "Maschine"!? Wir
bedankten uns und fuhren weiter. Nach insgesamt 15km steht auf einmal mitten auf
dem Weg ein "IAP-Gaz" (es handelt sich hier um einen rumänischen
Nachbau des russischen Gaz :-)) mit einem wild gestikulierenden Mann davor. Ob wir ihn nicht mit
nach unten nehmen könnten - ihn und sein Auto! Wir fragen was der Wagen
den hat und bekommen zur Antwort: "Maschine bum!" Na ja, die Straße
sieht nun ganz gut aus und bis nach Vaideeni müssten es noch ca. 5km sein und
so stimmen wir zu. Er freut sich und hält uns sein
"Abschleppstrippchen" hin. Es handelt sich hierbei um ein
"Drähtchen" von nicht einmal 4mm und es sah einem
"Borstenwurm" nicht unähnlich....
Jürgen lehnte dankend ab und die Enttäuschung war ihm anzusehen, dachte er
doch nun hier bleiben zu müssen oder gar sein Fahrzeug alleine zu lassen...
Doch dann holte Jürgen unseren "Schiebeschlupp" und die Welt war
wieder in Ordnung.
Und so holperten wir nun zu zweit den Berg hinunter. Unterwegs passierten wir
noch einige "unschöne" mit "nicht mehr ganz vorhandenen"
und "mit Schlamm gefüllte" Streckenabschnitte. Aber wir kamen in
Vaideeni an, lieferten den "IAP-Gaz" sammt Fahrer zu Hause ab und wurden erst einmal
zum Kaffeetrinken eingeladen. Dann wurden die Kinder herbei zitiert um zu
dolmetschen. Es war noch recht nett.
Nebenbei wurde derweil hinten im Hof das ein oder andere Schwein geschlachtet. Dazu war dann auch die halbe Nachbarschaft eingeladen worden und die "Veterinärin" war ebenfalls zu gegen. Wer die Flasche Schnaps, die mit nach hinten genommen wurde leerte war nicht festzustellen.
Gegen 14.30h verabschiedeten wir uns dann - mit 2 Brote unter dem Arm als
Dankeschön für den wieder gebrachten Mann!
Man empfahl uns die Strecke Novaci - Obisia Lotrului zu fahren, weil diese sehr
schön sei. Wir verabschiedeten uns mehrfach und fuhren los. In Horezu tauschen
wir bei einer Bank Geld und in Novaci gingen wir dann einkaufen.
Grillkohle (2 Sack 14Lei)
1Melone (über 2kg 4Lei)
6Tomaten und 2 Paprika (5Lei)
4 gefrorene Hühnerbeine (11,50Lei)
Die Strecke war wirklich sehr schön, doch leider endete sie bei Rânca. Hier
oben entsteht wohl ein neuer Ort!? Es wird überall gebaut und die Straße
ist voll mit schweren Lkw die Baustoffe geladen haben. In Rânca
"wuselt" es nur so von Menschen: von solchen die hier arbeiten,
anderen die hier in diesem Chaos Urlaub machen und hier und da auch einige die
hier wohl wohnen.
An einem reisen großen Schild halten wir an. Wir verstehen zwar nicht, was
genau darauf steht, aber es ist ziemlich klar, das die weitere Strecke für
Fahrzeuge gesperrt ist!
Wir sind brave Touristen und drehen um. Wo man von so vielen Augen beobachtet
wird, möchte man sich nicht unbedingt mit aller macht unbeliebt machen. Wir
fahren zurück bis unterhalb der Funkstation und bauen den Grill auf.
In der Ferne braut sich ein ganz übles Gewitter zusammen, welches aber nicht
den Weg zu uns findet sondern sich in den Bergen verläuft... wir haben dafür
einen netten Sonne untergang!
Dienstag: 25.07.2006
Strecke: 67c
Rânca, Novaci, E79 / 66 Bumbesti-Jiu, Petrosani, 7a Voineasa, 67c Pasul Urdele
km: 126km / 9Std.
Zum Frühstück um 7.30h sind es hier schon wieder 22°C - im Schatten!! Und
um 9.00h haben wir bereits 27,7°C, wo will die Temperatur denn nun schon wieder
hin? Es ist unglaublich, jetzt ist man schon nicht mehr in den Bergen vor der
Hitze sicher...
Wir müssen zurück bis nach Novaci, von wo aus wir dann weiter fahren bis nach
Bumbesti-Jiu. Wir haben eine schöne Strecke mit Wald und anschließenden
Obstplantagen zu passieren. Kurz hinter Lainici steht auf einmal der gesamte
Straßenverkehr. Es ist gerade 12.30h und keiner kann uns sagen was los ist. Da
alle stehen bleiben, wird es wohl auch irgendwann weiter gehen und somit bleiben
auch wir in der Reihe der Wartenden. Außerdem stehen wir hier wirklich mitten
auf einer großen Europastraße - der E79 / 66!
Gegen 16.30h erfahren wir dann das jeden Dienstag und Freitag genau diese
Strecke von 12.00h - 17.00h wegen Sprengungen gesperrt wird! Des weiteren
erfahren wir, das wir das "gesperrt" Schild in Rânca hätten
ignorieren können - keiner weiß genau warum es dort steht, denn alle fahren
dort lang... Na ja, nun haben wir nur noch 30Minuten Wartezeit vor uns.
Zurück zu fahren hätte sich nicht wirklich gelohnt und Außen herum wäre viel zu
weit gewesen! Darum stehen auch so viele Einheimischen hier an.
Die "Schlucht" durch die wir dann gelassen werden ist schön und
vielleicht auch mal wieder sehenswert, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind,
denn z.Zt. liegt hier alles grau in grau. Nach dem wir in Petrosani getankt
haben, biegen wir rechts ab auf die 7a nach Voineasa. Petrosani ist eine nicht
sehr schöne Stadt - doch die Strecke hinter dieser großen Stadt ist einfach
wunderschön! Hohe Wälder, schmale Schluchten mich Bachlauf. Die Straße ist am
Anfang noch recht gut, wird aber wie so oft recht schnell immer schlechter. Der
Abzweig zum Urdele in Richtung Rânca haben wir gerade noch gesehen.
Durch Wald und Wiesen geht's weiter. An der nächsten Abzweigung halten wir uns
links und stehen kurz darauf vor einem "Camp" mit 3Rumänischen
Fahrzeugen und 1 Motorradfahrer aus Graz. Der Motorradfahrer will nur den Weg
zur nächsten Pension wissen und meint die Strecke über den Berg sei ganz
schön "Heavy" gewesen. Vor allem die letzten 5km seien ganz
grauselig. Aber auch er bestätigt das man die Sache mit den
"gesperrt" Schildern nicht so eng sehen sollte.
Wir stellen uns mit ins "Camp" und die Rumänen sind begeistert. Alle
wollen eigentlich alles von uns und unserem Hanomag wissen. Wir sitzen lange bis
nach 23.00h zusammen am Lagerfeuer und quatschen über alles mögliche.
Die vier machen hier in den Wäldern Urlaub. Zum Teil fahren sie mit dem Fahrrad
oder gehen wandern. Aber auch sie verurteilen ihre Landsleute, die ihren Müll
nicht einsammeln, sondern einfach liegen lassen. Auch sie hoffen, das sich
das "Naturbewusstsein" bald ändern wird, jetzt wo es den Kindern auch
in der Schule beigebracht wird mit ihrer Umwelt zu leben. Doch der beste Spruch kam
von dem Fotografen, der die deutsche "Gründlichkeit" und unseren
"Respekt" vor Gesetzen toll fand: "Da wo für die Deutschen umdrehen, weil auf einem
Schild "gesperrt" steht, fahren wir Rumänen einfach
weiter. Irgendwo haben auch Gesetze ihre Grenzen!"
Mittwoch: 26.07.2006
Strecke: 67c
Rânca, Novaci, E79 / 66 Bumbesti-Jiu, Petrosani, 7a Voineasa, 67c Pasul Urdele
km: 55km / 8Std. 40Min.
Nach kurzer Verabschiedung machen wir uns nun von der Anderen Seite an den
Pasul Urdele heran. Wir befinden uns auf einer "Hauptstraße
2.Klasse". Die Betonung liegt auf "Hauptstraße"! Wir müssen des
öfteren im Straßenatlas nachschlagen, ob es auch tatsächlich stimmt, was wir
hier schreiben. Aber es ist ohne Zweifel richtig! Bei uns würde man solche
"Straßen" eigentlich eher als schlecht erhaltene Forst und Fahrwege
bezeichnen.
Nichts desto trotz machten wir uns auf um die "Andere Seite" - die
hinter dem "gesperrt" zu erkunden. Die ersten 5km sind wirklich nicht
so toll und für Motorräder eher nicht der Hit einer anstrengenden
Tages-Etappe. Wir schlängeln uns durch den Wald hinauf in Richtung Pass.
Unterwegs treffen wir auf Schäfer die an der "Stephans-Hütte" am
arbeiten sind. Etwas weiter stehen auf einer sonnigen Wiese 2 oder 3 Esel mit
einem Jungtier. Wir halten ein ganzes Stück vorher an um diese nicht zu
verscheuchen und machen uns mit dem Fotoapparat auf den Weg dort hin. Wir sind
noch nicht lange dort, als auf einmal ein Landy angerauscht kommt, die
Fensterscheibe herunter kurbelt und in einem breiten Englisch anfängt: "What
the hell ist that? You can't stay here in the middel of the road! It's a main
traffic road, that's not possible! - Hello, my name is Jack and this is Susan. Are
you here for holiday?" Für die Namen will ich mich nicht verbürgen, aber
das war unsere erste Begegnung mit einem überaus symphatischen Engländer, der
schon einige Jahre hier in Rumänien lebt und den Schäfern hilft sich und ihre
Schafherden besser zu "organisieren". Nebenbei führt er Touristen
durch die Wälder der Karpaten und bringt ihnen somit Land und Leute näher. Von
ihm erfahren wir dann auch, das "Baby-Donkey" erst einen Tag alt ist.
Unterwegs nehmen wir dann noch einen älteren Herren mit der sein
"kleines" Auto oben auf dem Pass abgestellt hat. Was er so weit ab,
nur mit Sandalen, dünner Hose und Hemd bekleidet in den Bergen trieb konnten
wir nicht in Erfahrung bringen. Jedenfalls war ein furchtbares Unwetter im
Anmarsch und wir hätten keine ruhige Minute mehr gehabt, wenn wir ihn dort
alleine hätten laufen lassen. Nach 17km und 2Std.45Min. erreichen wir den Pass.
Jetzt donnert es in der Ferne und es fängt an zu regnen. Der ältere Herr
bedankt sich vielmals und rennt zu seinem Auto. Wir drehen um und fahren
zurück. E fängt an zu schütten und zu blitzen und dann geht ein Hagelschauer
runter. Die "Straße" verwandelt sich in einen Flusslauf und wir
versuchen möglichst schnell aus diesem Gebiet zu verschwinden. Nach ca. 7km
sind wir wieder oben auf der anderen Bergseite und haben wieder gutes Wetter.
Unterwegs finden wir noch einen abgefressenen Schafskopf, an dem wir nicht
einfach vorbei fahren können. Er kommt mit nach Hause....
Bei N45°22.825 ; E023°39.119 biegen wir ab in Richtung Osten! Diese Strecke
ist uns von mehreren Rumänen als besonders schöne Strecke beschrieben worden.
Diese wurde damals angeblich von den hier lebenden Deutschen als "Shipping
Route / Handelsweg" angelegt. Wir lassen uns überraschen. Die ca. 25km
lange Strecke fängt etwas holprig an, wird aber nach 1km deutlich besser.
Unterwegs treffen wir viele Schafsherden und die Schäfer wollen fast alle
Zigaretten haben. Einem geben wir ein angefangenes Päckchen und er zieht
strahlend davon. Die Strecke ist gesäumt mit teilweise tiefen Rinnen und Ausspülungen,
Buckeln und teilweise sehr schmalen Passagen. Wir befinden uns jetzt auf
einer "weißen Straße" - also die Kategorie der: Sonstigen
Straße" und somit dürfte sich die rushhoure in grenzen halten.
Nach knapp 11km stehen wir vor einem ernsten Problem: Wir können nicht wenden
und vor uns ist die Straße so eng, das wir den Hano nicht über diesen Engpass
kriegen. Dazu kommt noch eine extreme Schräglage zum Abgrund hin - laut unserer
Libelle 25°! Wir packen Axt und Schippe aus, schleppen Steine und füllen die
tiefsten Löcher aus und versuchen den "Berg" abzutragen. Doch es nützt nichts. Der Hano neigt sich immer mehr dem
Abgrund entgegen.... Wir wissen nicht bei welcher Neigung unser Hano kippt! und
um es hier auszutesten fehlen uns einfach die Nerven. Ich habe schon die ganze
Zeit Bauchschmerzen und bin heilfroh, als Jürgen endlich einwilligt die Strecke
rückwärts zu setzen. Lieber laufe ich den 1km zurück und lotse Jürgen
rückwärtsfahrend über die Buckel und Spurrinnen hinweg, als das wir unseren Hano hier in den
Bergen als "Wrack" zurücklassen müssen.... Welch grausige
Vorstellung!
Nach dem wir eine geeignete Stelle zum wenden gefunden haben geht's im
flotten Tempo zurück zum Wald-Camp. An "Stephans-Hütte" herrscht
Hochbetrieb. Die Schafe sind zur allabendlichen "Zählung"
eingetroffen und hinter dem Haus tummelt sich Familie "Schwein" mit
Ferkel. Es ist einfach nur nett... und dann sind wir auch schon wieder im Tal.
Total kaputt und müde - und Hunger haben wir auch noch.
Unsere Rumänischen Nachbarn sind auch noch da und hoffen bestimmt auf einen
Bericht des heutigen Tages. Doch daraus wird nichts. Diese 55km mit 6m
Straßenbau hatten es heute wirklich in sich.
Wir lassen den Tag Revue passieren und sind uns schnell einig: Was uns fehlte
war die richtige Ausrüstung! Für die nächste Tour brauchen wir: Spitzhacke und
ne' Stange Dynamit - dann wird's wohl gehen.
Donnerstag: 27.07.2006
Strecke: 67c Pasul Urdele, 7a Obirsia
Lotrului, 67c Sugag, 7 Sebes, 7 / 1 Alba Iulia, 74 Zlatna, Abrud, 74a Campeni,
75 Scarisoara
km: 224km / 8Std. 40Min.
Heute früh füllen wir erst einmal wieder unsere Wasserreserven auf. 60l
frisches Flusswasser kommen da gerade richtig. Vom Wald-Camp aus fahren wir die
Straße ein stück zurück und biegen dann nach ca. 2km rechts ab auf die 7a in
Richtung Voineasa und Obirsia Lotrului und nach einem weiteren km geht's dann
links ab auf die 67c nach Sugag.
Auf einer engen Waldstraße, schrauben wir uns langsam der Passhöhe von 1678m
entgegen. Unterwegs wird uns mal wieder bewußt, das wir uns auf einer
"Hauptstraße Klasse 2" befinden und können uns ein grinsen nicht
verkneifen. Aber diese Straßen sind hervorragend dazu geeignet Potti's
(oder besser - dessen Inhalt) zu vergraben. Es gibt hier keine anderen
Alternativen dazu...
In 2Stunden schaffen wir die ersten 20km und erreichen dann den ersten
Asphalt! Es sind nur noch 7km bis Oasa, doch der tolle Straßenbelag begleitet
uns nur auf knapp 2km, dann löst er sich wieder im nichts auf und macht Platz
für unzählige Löcher und Rinnen, Abbruchkanten und anderen unschönen
"Straßenoberflächen".
Irgend ein Spaßvogel hat hier diverse "Lustige" Wandbilder an die
Seitlichen Felswände gemalt und will uns wohl somit den Weg schmackhaft machen.
Nach ca. 28,5km erreichen wir die erste Staumauer des Sees Oasa. Hier geht die
Straße rechts auf der anderen Seite weiter, aber ohne besser zu werden
lediglich die Farbe ändert sich - alles wird Staubgrau!
Kurz vor 13.00h erreichen wir gut durchgeschüttelt Sugag. Ab hier darf man auch
wieder Straße sagen. Im Postamt geben wir unsere Postkarten ab. Der Postbeamte
ist etwas irritiert: Lauter Motive aus Rumänien mit unserem Auto drauf? (Wir
hatten einen kleinen Fotoprinter mitgenommen, weil wir im Ausland schon oft
Schwierigkeiten hatten an Postkarten zu kommen) So etwas hat er zuvor wohl noch
nicht gesehen. Er möchte die Briefmarken dann auch auf alle 16 Karten selber
drauf pappen.
In Sebes / Mühlbach kaufen wir Fleisch und Wein in einem Supermarkt ein und
fahren über die 7 und die 1 (Landeshauptstraße Kategorie 1) auf ungewohnt
guter Straße weiter nach Alba Iulia / Karlsburg. Weiter geht's über die 74
nach Zlatna und Abrud und dann auf der 74a weiter nach Campeni. Wir kommen
schnell voran und finden dann auch an der 75 in Scarisoara einen schönen Platz
für die Nacht. Wir haben uns für eine Wiese entschieden, die (laut Auskunft
einiger Jugendlicher) 1x pro Tag abkassiert wird und hoffen morgen die Eishöhle
zu finden.
Der Grill läuft und das Wetter ist nach wie vor - heiß!
Während der Grill seine Arbeit tut, erhalten wir besuch von einem ärmlich
aussehenden, alten Mann. Er steht vor uns mit einer Plastiktüte und fängt an
zu erzählen - was wir natürlich nicht verstehen. Dann bittet er Jürgen um
Feuer und geht weiter zu unseren Nachbarn. Begrüßt diese ebenfalls "Buna
ziua!" und setzt sich. Man unterhält sich angeregt und dann werden ihm
einige Geldscheine gereicht, die er einsteckt. Uns wird schnell klar, das der
Besitzer das Standgeld kassieren kommt. Also stehe ich auf und gehe fragen was
er bekommt. Wir zahlen unsere 10Lei und er freut sich sichtlich drüber. Später
kommt er noch einmal vorbei und wünscht uns
"La revedere! Drum bun!"
Freitag: 28.07.2006
Strecke: 75 Scarisoara, Garda de Sus,
Eishöhle "Scarisoara", 75 Lunca, 76 / E79 Rieni, 763 Chiscou,
Pietroasa / Bärenhöhle "Pestora Ursilor", Pietroasa, Boga
km: 127km / 9Std.
Fahren heute Früh erst einmal in die falsche Richtung! Nach 8,5km drehen wir
um und fahren zurück und tatsächlich kommt hier nach 8km und von dieser Seite
aus gut sichtbar das Ortseingangsschild von Garda de Sus.
Wir wollen uns die Scarisoara-Höhle anschauen, wo ein großer Gletscher
eingeschlossen sein soll. Laut unserem "mageren" Reiseführer handelt
es sich um eine 6Stündige einfache Wanderung auf guten Wegen mit 400m
Höhenunterschied. Laufen!?, bei der Hitze - ist nicht unsere Welt und laut
unserem Straßenatlas führt dort eine Straße hin - eine weiße!
Somit ist uns klar: wir fahren, soweit es geht und laufen nur was muss!
In Garda de Sus angekommen erreichen wir nach 500m die schöne Kirche (rechte
Seite), die uns gestern schon aufgefallen ist. Auf der anderen Seite steht eine
handgeschriebene Tafel :"Pestera Poarta Lui Ionelle 3km" ! "Pestera"
heißt Höhle, also biegen wir hier links ab, auch wenn der Rest nicht so ganz
stimmt. Der Weg ist mit Schlaglöchern gespickt. Vor uns her hopst und schaukelt
ein "IAP-Gaz", vollgeladen mit Touristen von Loch zu Loch. Diese
Gruppe scheint das gleiche Ziel zu haben und somit folgen wir ihnen. An der
ersten Wegbiegung fährt er links und wir hinter her. Der Weg ist schön -
schön holperig! Doch dann gerät alles ins stoppen. Vor uns steht ein deutscher
Pkw aus Aachen und hält den ganzen Verkehr auf. Er weiß noch nicht so recht,
wie er durch die vor ihm liegende Schlammsuhle fahren soll. Dann geht's 20m
weiter - der deutsche hält erneut an, schaut sich den folgenden Weg an, der nun
rechts steil den Berg hinauf führt und setzt zurück. Er stellt sich etwas
abseits hin und wartet. Der mit Touris beladene IAP-Gaz fährt ein Stück die
Bergstraße hoch und kommt dann auch wieder zurück Mitten auf der Steigung
steht ein weiterer Wagen mit Motorschaden! Dieser muss nun erst die Steigung
runter und den Weg freigeben. Während der IAP weiterrumpelt, steigen die
Insassen aus dem Aachener Audi aus. Die Frau ist sichtlich entsetzt und meint,
das es sich doch nur um einen üblen Scherz handeln könne. Sie wollten ihr Auto
auf gar keinen Fall dort hinauf prügeln und 8km laufen - bei der Hitze?! - das
muss wirklich nicht sein!
Können wir gut verstehen. Jürgen bietet ihnen eine
"Mitfahrgelegenheit" im Hano an. Ich hätte mich nicht getraut,
jemandem diese schaukelei zuzumuten. Aber wie sich herausstellt sind Jörg &
Xenia sowie deren Kinder Marvin und Vivien von der harten Sorte und haben sogar
noch Spaß dabei! :-)) Da soll noch mal einer sagen, ein Hano hätte keinen
Fahrkomfort!
Der Weg nach oben ist wirklich wunderschön und man hat an vielen Stellen eine
tolle Aussicht über die weiten Almen. Alle Bergwiesen werden hier
bewirtschaftet. Oben an der Höhle angekommen stellen wir uns erst einmal alle
vor und erfahren auch, das Xenia rumänischer Spricht und uns somit vieles
übersetzen kann, was auf der Führung erzählt wird. Super!
Schon der Einstieg zur Höhle ist sehenswert und allein dafür lohnen sind die
5Lei Eintritt. Über eine sprichwörtliche Stahl - Hühnerleiter geht es in
einen ca. 50m tiefen Schlund hinunter. Das hereinfallende Sonnenlicht tut sein
übriges dazu. Die Höhle ist ein Relikt aus der Eiszeit und ca.26m hoch und
besteht aus einem Gewölbe in dessen Mitte sich das "Eismonster"
befindet. Eine über 75.000m² große Eisdecke bedeckt das Innere der Höhle,
deren Alter von 3.000 Jahren man mittlerweile genau bestimmt hat. Von der Natur
geschaffene skurille Eisskulpturen und kristalline Salzfelsen sind auf gut
befestigten Wegen zu sehen. Die Einheimischen - übersetzt Xenia weiter - kennen
diese Höhle schon immer. Früher wurde als Eisschrank benutzt oder in trockenen
Jahren auch als Wasserreservoir. Keine leichte Aufgabe! Soviel mal wieder zum
Thema: Früher war alles besser!
Wieder zurück am Auto quatschen wir erst einmal ein Weilchen und holpern dann
zurück ins Tal. Das Schild mit den 3,5t, welches uns die Rückfahrt ins Tal
versagen will, interessiert uns nicht wirklich. Unten auf dem Parkplatz verabschieden wir uns von den vieren
und versprechen am Dienstag bei ihnen in der Nähe von Satu Mare
vorbei zu schauen. Wäre ein sicherer Übernachtungsplatz direkt an er Grenze zu
Ungarn. Xenia erklärt noch kurz den Weg zur "Pestera Ursilor" der
Bärenhöhle von Chiscau, die sie zuvor besucht hatten und meint das wäre eine
nette Alternative zu dieser Eishöhle.
Wir machen uns auf den Weg. Es ist wieder unerträglich heiß und schwül. In
Arieseni gehen wir erst einmal auf dem Markt einkaufen: 5kg Melone 6Lei,
Paprika, Tomaten, Aubergine 4Lei, und im Laden ein großes Brot für 2Lei.
Die Serpentinen bis nach Campani hinunter scheinen kein Ende nehmen zu
wollen. Doch irgendwann erreichen wir die 76 / E79 und biegen nach Stei ab.
Hinter Rieni folgen wir rechts der Aussilderung 763 nach Chiscou und direkt am
Abzweig 763 Pietroasa / Pestora Ursilor. Unterwegs liegt auf einem Hügel eine
kleine Kirche, die ich mir einfach anschauen muss. Nach ca. 4,5km ist dann rechts folgend
nur noch die Höhle ausgeschildert. Um 15.35h und nach 73km sind wir an der
Bärenhöhle. Man merkt den Unterschied sofort! Hier herrscht Tourismus pur! Ob
wir das wollen? Überall sind Buden mit Ramsch aufgestellt und nur sehr wenige
bieten die landestypische Handwerkskunst zum verkauf an. Der Parkplatz ist voll
und kostet 2Lei. Der Eintritt kostet 6 Lei pro Person und eine Fotoerlaubnis
noch einmal 15Lei. Von der Führung bekommen wir leider nichts mit, weil Xenia
fehlt! Ein Rumäne, der wohl merkt, das wir überhaupt nichts verstehen,
versucht uns einige kleinere Details auf englisch zu erklären. Durch eine
Explosion wurde dei Höhle erst 1975 durch Zufall entdeckt, sie ist 1,5km lang
und hat einige Skelette von Höhlenbären, die schon über 15 - 20.000 Jahren
verschwunden sind. Auch das gut erhaltene Skelett eines Kavernenbäres ist hier
zu finden. Von ihm gibt es in ganz Rumänien nur diesen einen und weltweit sind
nur 6 Fundorte von diesem bekannt. Der Ausgang hat eine doppelte Tür, damit man
das Mikroklima der Höhle nicht zerstört.
Gegen 16.45h sind wir zurück am Auto und stellen fest, das wir gerade noch die
letzte Führung des Tages mitbekommen haben. Hier ist man uns ja schließlich
eine Stunde voraus!
Wir entschließen uns bis nach Pietroasa und dann weite in Richtung Boga zu fahren.Nach ca. 22km finden wir - nur wenige km hinter dem Campingplatz "La Mama" - auf der linken Seite eine Wiese in Flussnähe. Die Einfahrt zur Wiese liegt mitten im Wald (N46°35.553; E022°38.025) Es sind bereits 2 Autos da und nach uns kommen noch einmal 3. Aber hier ist soviel Platz....!- und wir haben eine schöne Feuerstelle. Wir beschließen auch morgen hier zu bleiben und das schöne Wetter zu genießen.