Reisetagebuch 1999
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Einmal Island und nie wieder.....
Seit
1993 sind wir nun schon das vierte mal in Island unterwegs. Die ersten beide
Male mit den Motorrädern und anschließend mit dem Hanomag. Wir werden oft
gefragt: "Warum den gerade Island?" Wir wissen es nicht. Vielleicht
weil Island noch etwas hat, was viele andere Länder nicht mehr haben: den Reiz
des unberührten und einzigartigen. Island wird von jedem anders
"empfunden". Nach dem ersten Island Urlaub wollte ich mit diesem Land
nichts mehr zu tun haben. Zu oft hatte es mich in meine Grenzen gewiesen, mich
in den "Dreck" geworfen und mich an den Rande eines
Nervenzusammenbruchs getrieben... Es gibt einen Spruch, der sagt: "Einmal
Island und nie wieder! .... oder immer wieder...". Doch nun möchten wir
Euch einladen mit uns vier Wochen im Hanomag AL-28 durch Island zu reisen und
wünschen Euch viel Spaß beim lesen.
Um 21.30h starten wir vom Düsseldorfer Flughafen aus endlich in Richtung Island. Mit dabei sind - wie schon im letzten Jahr: - Lutz, Günter und Brit. Pit und Karin sowie "Baumi" (der eigentlich Uwe heißt) fahren das erste mal mit uns durch Island. Brit aus Norwegen werden wir eine Woche später in Keflavik abholen. Nach 3 Stunden erreichen wir den Flughafen von Keflavik um 22.50h Ortszeit. Mit dem Flybus geht's dann zum Gästehaus Björk und ab in die Falle...
Nach einem guten Frühstück geht's zum Zollhafen. Unsere
Hanomags scharren schon vor Ungeduld mit den Rädern...- nur Baumis
Ducato weiß noch nicht so recht was er davon halten soll....! Nachdem wir unsere Dieselsteuer (ca.450DM) für die
vier Wochen
bezahlt und einige Formulare ausgefüllt haben, bekommen wir unsere
Autos ausgehändigt. An der Tankstelle wird erst einmal Diesel
gebunkert und weiter geht's zum Lebensmittel - Großeinkauf in
den Nächsten Hagkauf. Am Kleifarvatn beziehen wir unser altes Domizil
und räumen erst einmal alles um, Kontrollieren unsere Fahrzeuge und
bereiten alles für die große Tour vor. Das Wetter hält sich.
Obwohl es recht frisch und windig ist macht einem die "Kälte"
hier nicht so zu schaffen wie in unseren Breitengraden. Ganz langsam
sind wir wieder Zuhause: in Island!
Als ich um 6.ooh das erstemal wach werde, scheint die Sonne am Ende
des Kleifarvatn. Ein schönes Bild ! Rund schöneren "Land-Außen-Weg". Auf dem Gelände
des 4X4 Offroad - Clubs war nichts von Veranstaltung zu hören oder zu
sehen und an der Tankstelle erfuhren wir dann: "Die war doch schon
vor zwei Wochen". Toll !! Wir waren begeistert!! Am Laxfoss machen
wir eine kurze Mittagspause und genießen die Sonne. Über die
"54" geht es anschließend rüber auf die Snæfellsnes Halbinsel. Hier befindet sich die
Lavahöhle Gullborgarhellir die mit ihren Tropfsteinen als die schönste
des Landes gilt und nur mit Erlaubnis vom Bauernhof Heggstaðir betreten
werden darf. Erlaubnis und Wegbeschreibung auf isländisch erhalten
und Höhle gesucht. Nach ca.40 Minuten Wanderung und Untersuchung der verschiedensten
Höhlensysteme fanden wir dann endlich die richtige. Eigentlich gar
nicht zu übersehen, wenn man weiß wonach man suchen muss. Die Höhle
ist wirklich sehenswert, aber man braucht gute Taschenlampen und gute
Wanderschuhe. Zurück zum Parkplatz und weiter geht es über die
"54" in Richtung Stakkhamar wo wir einen schönen Platz zur
Nacht am Meer suchten. Doch leider führte der Weg durch das gesperrte
Schwemmland so das wir nun auf einer Art, Schrottplatz stehen....! Im
Hintergrund liegt majestätisch der Snæfellsjökull mit Schneehaube und im
Vordergrund brennt wie immer unser Grill !
Sonntag, 18 Juli
Wir werden von der Sonne geweckt! Es ist ein
wunderschöner Tag
und man hat einen Wolkenfreien Blick auf den Snæfellsjökull. Wir verlassen
unsere "Abraumhalde" und kehren zurück zur "54"
und dann auf die "574"der wir bis Hellnar folgen wo Tausende von
Seevögeln in den Felsnischen ihre
Nester gebaut haben. Es ist schon toll diesen Luftakrobaten bei ihren
Landemanövern zu beobachten. Von hier aus geht es weiter nach
Malarrif, dem südlichsten Punkt der Halbinsel mit Leuchtturm und den
zwei Felszinnen Lóndrangar. In Dritvík besuchten wir dann noch den
alten, versandeten Hafen mit seinem schwarzen Kiesel Strand Djúpalónssandur und der
Tröllakirkja (Trollkirche), die jedoch nur bei Ebbe zu erreichen
ist. Durch den Gatklettur, ein Felsenloch auf dem Weg zum Strand kann
man auf den Snæfellsnes blicken. Das Wetter meint es wirklich gut mit
uns und wir fürchten schon den ersten Sonnenstich zu bekommen - und
das in Island! Gegen Mittag machen wir uns auf den Rückweg bis zur Auffahrt
über die Fróðárheiði , der Passstraße über den Snæfellsnes nach
Ólafsvík. Die Hanos haben schwer zu
schuften bevor sie den steilen Anstieg überwunden haben. Rechts und links der
Straße liegen noch viele Schneefelder und
die Strecke ist eine typische Loch an Loch Piste. Umfährt
man
das eine, kann man sicher sein in die nächsten zwei Löcher zu
rattern. Die Abfahrt ist nicht weniger steil und endete erst einmal in
Grundarfjörður wo wir Diesel und Wasser nachtankten und den heißen Bremsen eine Pause gönnen.
Unterwegs haben wir dem Wettertroll wohl zu sehr unsere Schweißperlen
gezeigt, den es wird auf einmal kalt und beginnt zu regnen. Eine dicke
geschlossene Wolkendecke versammelt sich am Gebirgsrand. Wir fahren
weiter bis zur "60". Von hier aus machen wir etliche Abstecher
in die kleinen Seitenstraßen um einen lauschigen Platz für die
Nacht zu finden, aber immer ohne Erfolg. Erst am Fluss finden wir dann
in einer Senke einen netten Platz.
Montag, 19 Juli
Nachdem es in der Nacht tüchtig geregnet hatte, war es uns zu
kalt um draußen zu frühstücken. Obwohl sich die Sonne schon
wieder sehen lässt sind es nur knappe 10 C°. Unser Ziel für
heute ist der Dynjandi - auch Fjallfoss genannt - in den Westfjorden.
Vor
uns liegen knapp 220 km. Die Umfahrung der einzelnen "Finger"
kostet viel Zeit und Geduld. Die "60" führt uns fast immer
dicht entlang der Küste, und teilweise steil bergauf und bergab über
ständig wechselnde Straßenbeläge. Begleitet werden wir
von einem strahlend blauen, Wolkenfreien Himmel und Sonne, Sonne,
Sonne.....In Eyri nutzten Jürgen und Pit dann auch sogleich das schöne
Wetter für ein Bad am Wasserfall - die Wahnsinnigen!! Trotz des schönen
Sommerwetters verließen beide als "Mädchen" den Flusslauf.
War wohl doch nicht so warm?! Auf der Dynjandisheiði (500m),- der Hochebene oberhalb vom Foss -
liegt noch viel Schnee, aber unten in der Senke ist es erstaunlich warm
und windstill. Schon um 17.00h erreichen wir den Dynjandi Foss und haben
somit noch genügend Zeit um kleinere Wartungen an den Autos durch zu führen.
Während die anderen schrauben oder faulenzen gehe ich in
der Umgebung spazieren und suche geeignete Fotomotive.
Dabei währe
ich fast in das Nest einer Ente getreten. Doch auf einmal rannte ein
sehr schwer verletzt aussehender Vogel vor mir weg: schreiend, humpelnd
und mit hängenden Flügeln!! So lockte mich die "Scheinverletzte"
von ihrem Nest und den 4 Eiern weg.
Dienstag, 20 Juli
Nachdem wir gestern Abend hin und her gerechnet haben , wann die
Flut am Felsentor sein müsste, fahren wir schon um 8.00h vom
Dynjandi los. Die isländischen Wetter - Gurus meinen es gut mit uns
und lassen wieder die Sonne scheinen. Dies wird unser zweiter Versuch
das Felsentor bei Wasser - Hochstand zu durchfahren. Doch alles rechnen
war umsonst. Noch dazu sieht die Strecke aus als wäre sie aufgeschüttet worden, denn das Wasser ist
weit, weit entfernt....Also
machen wir unsere "Frust Fotos" und fahren bald
weiter. Nach dem Strand mit den Kinderkopf großen, runden Steinen geht
es
steil bergauf. Die schmalen Serpentinen haben an reizen nicht verloren
und sogar der weiße Hengst vom letzten Jahr steht wieder hoch
erhobenen Hauptes auf der Wiese und beobachtet unseren Konvoi misstrauisch.
Nach dem Leuchtturm fährt man lange oberhalb des Fjordes am Berg
entlang, bis man dann endlich in Þingeyri ankommt. Da Pit ständig
Luft aus seinem rechten Vorderrad verliert, lässt er den Reifen in
der Werkstatt flicken. Unsereins macht sich in der Zwischenzeit über
eine Portion Pommes mit Hambugara her. Während wir uns das fettige
Zeug einverleiben stürzt draußen ein unvorsichtiger Isländer
beim streichen der Lampenpfosten von seinem selbst gebauten Podest aus Müllsäcken und Leiter so
unglücklich, das Notarzt und
Krankenwagen gerufen werden müssen. Sein verdrehter Fuß war keine
Augenweide und beim Einrenken ergriffen wir schnellstens die Flucht. Übrigens
war unser Hambugara so teuer wie Pit's Reifenreparatur (1495 IKR) und
liegt mit Sicherheit schwerer im Magen....Von Þingeyri aus geht es über die "60"
Zurück nach Hrafnseyri und weiter zum
kleinen Kraftwerk Mjólkárhlið. Dort beginnt eine Piste, die über das
Plateau bis zur Þingmannaheiði führt, welche dann im Skálmar Fjord auskommt und uns einiges an
Küstengeschlängel ersparen soll.
Die Strecke am Kraftwerk steigt steil bergan und wird anfangs nur durch
ein schweres Tor blockiert. Tor auf Hanos und Ducato durch und wieder
geschlossen. Auf geht's! Mehrere Stautrassen werden passiert ehe
wir oben ankommen. Man hat eine tolle Sicht über den Borgafjörður,
doch leider endet unsere Fahrt hier oben an einem unterspülten
Schneefeld. Also alles kehrt Marsch, den Berg wieder hinunter und zurück zum Dynjandi. Aber das Wetter ist so,
schön - man
traut sich kaum noch ein Wort darüber zu verlieren, weil es sonst an
der nächsten Ecke schon wieder vorbei sein könnte!!
Mittwoch, 21 Juli
Was für ein Wetter!! Sonne und Temperaturen bei
24C° sind der
absolute Wahnsinn. Die "Abkürzung" über das Plateau lässt
uns keine Ruhe. Kurz hinter der Tankstelle im Vatnsfjörður führt
uns ein schmaler Weg auf die Querverbindung zur Þingmannaheiði, so das
wir Versuch Nr. 2 starten um der schon bekannten Küstenstrecke zu
entkommen. Abgesehen davon, das hier und da schon einmal etwas Straße
fehlt und kleinere Hindernisse wie Drainagerohre die sich aus dem Boden
hoch drücken, "Treppenstufen" (der Größe nach
wahrscheinlich von Riesen oder Trollen angelegt) und Neigungen von 20-25°
lässt sich die Piste gut fahren. Auch Schlammlöcher sind hier oben anwesend. Baumi hat sich
für
sein Schlammbad ein schönes großes Loch ausgesucht. So konnten wir
unser Können am Bergegurt schon einmal bei schönem Wetter testen.
Man weiß ja nie wo für es gut ist !! Für unsere 25km Abkürzung brauchten wir 4
½ Stunden. Außen herum wären wir
trotz der ca.84Km mit Sicherheit schneller voran gekommen,.......aber
ohne den
Fahrspaß. In Djupidalur erwartet uns dann auch unser
obligatorisches Sundlaug. Schön warm und zu Anfang ganz für uns
alleine. Nach dem Schwimmen haben wir uns noch ein Stündchen auf der
Sonnenterrasse entspannt, bevor wir zum nächsten Übernachtungsplatz
aufbrachen. Hier wird dann auch wieder reichlich geschraubt und
kontrolliert, bevor es am nächsten Tag weitergehen kann.
Donnerstag, 22 Juli
Über die "60" geht es weiter bis wir die Abzweigung zur
"59" erreichen. Im Hrútatunga gelangen wir wieder auf die
Ringstraße. Welch ein Verkehr !! An der großen Tankstelle in Staðarskáli werden während einer "Pinkel - Pause" unsere
Autos von den Blicken Einheimischer fast verschlungen. In Laugarbakki
werden noch einmal alle Tanks gefüllt, bevor wir uns auf den Weg zur nächsten "Abkürzung" machen: Der
berüchtigten Arnavatnsheiði !! Die Einfahrt über die 704 kurz vor Laugarbakki ist
schnell gefunden und so rumpeln unsere Fahrzeuge auf zum Nächsten
Abenteuer. Einige Reiseführer behaupten das es eigentlich keinen vernünftigen Grund gibt diese Piste zu befahren. Gibt es denn
überhaupt vernünftige Gründe, Pisten zu fahren?
Es ist eine schöne Strecke, die uns den ersten Teil bewältigen lässt. Wiesen mit kleinen Bachläufen und weidende Schafe rechts
und links der Strecke. Das Wetter ist gut und Günter jammert schon,
weil er glaubt man wolle ihn um seine ersehnte Schlammschlacht bringen.
Hinter der Brücke fängt dann auch die Rumpelei so richtig an. Doch
die sumpfige - und steinige Hochebene mit ihren nicht markierten,
holprigen Wegen hat etwas mystisches. Es ist ein reines Naturparadies
mit einer riesigen, fischreichen Seenplatte. Auf den Seen schwimmen Schwäne und Eistaucher und mit etwas
Glück sieht man sogar Schneehühner. Als wir endlich die Schutzhütte am See
Anavatnstóra
erreichen sind wir alle ziemlich weich geklopft wie ein gutes
Steak, von allen Seiten ! So schön der Tag auch angefangen hat, so böse endet er. Es braut sich ein Unwetter zusammen. Es
fängt an zu stürmen und zu regnen. Um 22.30h kommen noch 2 Bauarbeiter, die in
der Hütte übernachten und ein BMW- Krad fuhr vorbei, weiter in
Richtung Norden. Der Sturm hat nachgelassen aber es nieselt und die
Temperatur ist auf 6C° abgefallen.